Josef Isensee, Wilhelm Rees, Wolfgang
Rüfner Hg.
Dem Staate, was des Staates - der Kirche, was der Kirche ist
Festschrift für Joseph List zum 70. Geburtstag
Berlin 1999, 256,00 DM
Nimmt man die Größe eines Blumenstraußes zum Maßstab für die Liebe und
Verehrung, die einem geschätzten Menschen entgegengebracht wird - Joseph Listl
könnte sich glücklich schätzen: 56 Autoren aus dem In- und Ausland haben
einen mächtigen Strauß binden lassen, um ihren großen Freund aus dem
Jesuitenorden zu ehren. Den Herausgebern ist es gelungen, Beiträge zur ganzen
Breite der staatskirchenrechtlichen Thematik zu gewinnen - viele, die sich mit
geschichtlichen Aspekten beschäftigen - erfreulich aber auch, dass sich
darunter mehrere ganz aktuellen Themen widmen z.B. LER und den Kirchen in der
Europäischen Union. Zum Beitrag von Josef Isensee: " Die
Zukunftsfähigkeit des deutschen Staatskirchenrechts - gegenwärtige
Legitimationsprobleme".
Die Festschrift wirft allerdings auch ein kennzeichnendes Licht auf das
Deutsche Staatskirchenrecht und das Verständnis, das seine Interpreten heute
von ihm haben: Unter den Autoren ist keine Inhaberin eines Lehrstuhls, obwohl es
inzwischen solche für das Kirchenrecht gibt. Die Beiträge stammen überwiegend
aus der Feder katholischer Autoren. Das Staatskirchenrecht erscheint demnach als
eine katholische Männerdomäne.
Irritierend ist die Anspielung auf das Zitat nach Mk 12.17: "So geht dem
Kaiser, was des Kaisers ist und Gott was Gottes". Nur aus einem
skandalösen katholischen Missverständnis von Kirche konnte diese Wechsel von
"Gott" zu "Kirche" erfolgen, der auch in der Einleitung mit
keiner Bemerkung zurückgenommen oder abgemildert wurde.
Friedrich Halfmann